Tage der Römerstraßen
Unterwegs auf der Via Belgica und der Agrippastraße
Der Verein Erlebnisraum Römerstraße e.V. veranstaltete im Mai erstmals zwei Bustouren auf den ehemaligen römischen Fernstraßen Via Belgica und Agrippastraße. Die spezielle Art der Erkundung der Römerstraßen fand großen Anklang.
Der Verein betreut das 2015 fertiggestellte Tourismus-Projekt Erlebnisraum Römerstraße. Mit diesem Großprojekt wurde erstmals der Verlauf von zwei antiken Fernstraßen nördlich der Alpen auf moderne Art sichtbar gemacht. 170 Kilometer lange Rad- und Wanderrouten verlaufen heute möglichst auf oder nahe an den Originaltrassen entlang und machen die römischen Fernstraßen von Köln nach Boulogne-sur-Mer (Via Belgica) und von Köln über Trier und Lyon nach Marseille (Agrippastraße) auf ihren Teilstücken in Nordrhein-Westfalen wieder erlebbar.
Wer allerdings weder radelnd noch wandernd in die Geschichte des Rheinlandes eintauchen wollte, konnte die Angebote des Vereins annehmen und auf einer Bustour mit fach- und sachkundiger Begleitung beide Römerstraßen erkunden.
Via Belgica
Die Fahrt auf und entlang der Via Belgica begann in Übach-Palenberg. Der Leiter des Museums in Jülich, Herr Marcell Perse MA, begleitete die Gruppe fachkundig den ganzen Tag. Erster Haltepunkt war die Ruine Römerbad im Naherholungsgebiet in Übach-Palenberg. Das 13 x 6 Meter große Badegebäude wurde 1988 bei der Entwicklung des Naherholungsgebietes entdeckt und lag in römischer Zeit wahrscheinlich direkt am Ufer der Wurm. Die Ruine lässt den ursprünglichen Charakter der Baderäume und des Gesamtbauwerkes sehr gut erkennen. Einige Funde aus dem Gebäude belegen, dass die Anlage im 2. und vermutlich auch noch im 3. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurde.
  • Römerbad in Übach-Palenberg

    Foto: Erlebnisraum Römerstraße e.V.

  • Zitadelle Jülich

    Foto: Erlebnisraum Römerstraße e.V.

  • Römergrab in Köln-Weiden

    Foto: Erlebnisraum Römerstraße e.V.

Die Fahrt durch den Erlebnisraum Römerstraße führte weiter nach Jülich zum Museum Zitadelle, wo die Kasematten, die Wälle, das Schloss und das Informationszentrum zur Via Belgica „Römer – Renaissance – Romantik“ besichtigt wurden. Die Ausstellung macht deutlich, welchen Einfluss die Römerstraße auf die Entwicklung Jülichs hatte: Die Römerstraße wirkt(e) identitäts- und kulturstiftend (Römer), stadtbildend (Renaissance) und landschaftsprägend (Romantik). Anhand des konservierten Grabungsschnitts durch die 2000 Jahre alte Straße stand den Teilnehmern der Bustour vom römischen Straßenbelag bis zur Asphaltdecke des 20. Jahrhunderts die Geschichte vor Augen.

Weiter ging die Fahrt zum Aussichtspunkt Tagebau Hambach und anschließend zur römischen Grabkammer in Köln-Weiden. Das Römergrab in Köln-Weiden ist das Schatzkästchen unter den Bodendenkmälern des Rheinlandes. Die aus tonnenschweren Steinblöcken errichtete und mit einer mächtigen Falltür verschlossene unterirdische Grabkammer wurde 1843 zufällig bei Bauarbeiten entdeckt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Via Belgica wurden Mauerreste eines Gebäudes freigelegt, wahrscheinlich eine mansio – eine Raststation an der römischen Reichsstraße.
Nach der Besichtigung der Grabkammer fuhr der Bus wieder zurück nach Übach-Palenberg.
Agrippastraße
Eine Woche später trafen sich Interessierte in Hürth, um die Agrippastraße und ihren Erlebnisraum mit der fachkundigen Begleitung von Hans-Gerd Dick, dem Kulturreferenten der Stadt Zülpich, näher zu erkunden.
Erstes Ziel war ein beeindruckendes Stück der römischen Wasserleitung in Hürth-Hermühlheim. Es besteht aus einer älteren Leitung, die etwa in der 1. Hälfte des 1. Jh. gebaut wurde und durch die das Wasser von den Vorgebirgsleitungen nach Köln floss, und der auf Bogenstellungen geführten, neuen Hochleitung aus dem Anfang des 2. Jahrhunderts.
  • Römische Wasserleitung in Hürth

    Foto: Erlebnisraum Römerstraße e.V.

  • Kalkbrennerei in Iversheim

    Foto: Erlebnisraum Römerstraße e.V.

  • Römerthermen Zülpich

    Foto: Erlebnisraum Römerstraße e.V.

Der Bus brachte seine Gäste anschließend nach Iversheim zur antiken Kalkbrennerei, die seit 2021 Teil der UNESCO-Welterbestätte Niedergermanischer Limes ist. Die Iversheimer Kalkmanufaktur ist in ihrer Art und Größe eine europäische Rarität. In einer Werkhalle von 30 m Länge waren nebeneinander insgesamt sechs Kalkbrennöfen untergebracht, von denen sich heute drei unter einem Schutzbau befinden und besichtigt werden können. 25 Ehrenamtliche des Dorf-Verschönerungsvereins Iversheim kümmern sich um den Erhalt der Anlage, sind die Ansprechpartner während der Öffnungszeiten und stehen mit ihrem sachkundigen Wissen über die Kalkherstellung und Verwendung von den Römern bis heute für Führungen zur Verfügung.
Die anschließend geplante Besichtigung der Görresburg in Nettersheim fiel dann buchstäblich ins Wasser. Bei einem eigentlich kurzen Zwischenstopp im Naturzentrum Eifel begann es dermaßen zu regnen, dass direkt zu den Römerthermen - Museum der Badekultur in Zülpich gefahren wurde. Seit 2008 zeigt das Museum der Badekultur in Zülpich die Kulturgeschichte des Badens in einer europaweit einzigartigen Ausstellung. Ausgehend von der besterhaltenen römischen Thermenanlage ihrer Art nördlich der Alpen, schlägt die Ausstellung einen Bogen von der Antike bis in die Gegenwart. Mit vielfältigen Eindrücken und Einblicken in den Erlebnisraum Römerstraße, die während der Fahrten mit dem Bus durch die Erläuterungen der fachkundigen Begleitung vertieft wurden, endete die Tour wieder in Hürth.
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