„ein Ort, an dem Sie nette Menschen treffen und den Sie unbedingt besuchen sollten“
„Ich darf Sie bitten, mit Eintritt in den Klausurbereich bis zum Ende unserer Mittagsmahlzeit im Refektorium zu schweigen.“
Mit diesen Worten begrüßt Dirk Küsters die Gäste zu ihrer individuellen Führung vor der Klosterpforte. Im ehemaligen Trappistenkloster erscheint es angemessen, die Kraft des Schweigens - wenn auch nur für eine verhältnismäßig kurze Zeit - beim Mahl im Refektorium, bestehend aus Erbsensuppe und stillem Wasser aus dem Tonkrug, zu erfahren.
Die eigentliche Führung beginnt Dirk Küsters mit einem Abriß zur mehr als 500 jährigen Geschichte des Klosters, als Heinrich Fluitter ein in Köln erworbenes Gnadenbild in einer Hütte auf dem Kermeter zur Verehrung aufstellte und aus seiner Einsiedelei Gnadenbild und zunehmende Pilgerschar betreute. Nach seinem Tod baute Pfarrer Daum unweit eine Kapelle für das Gnadenbild - der heutige Altarbereich der Klosterkirche. 1480 schenkte er die Kapelle dem Zisterzienserkloster von Bottenbroich, das sich verpflichtet, die Pilger zu betreuen und ein Kloster zu errichten. Nach Zerstörungen unter Napoleon und im Zweiten Weltkrieg und jeweiligem Wiederaufbau wurde das Kloster am 15. September 2018 aufgehoben.
Die Abtei Mariawald kann nicht mit architektonischen Besonderheiten und Kunstschätzen aufwarten - Wertvolles ist dem Kloster nicht geblieben: die herrlichen Fenster aus Kirche und Kreuzgang wurden 1795 versteigert und sind heute über die ganze Welt verstreut. Das Gnadenbild in der Klosterkirche ist eine Nachbildung, das Original samt Antwerpener Schnitzaltar ruft seit 1804 die Pilger in die Pfarrkirche nach Heimbach.
Dirk Küsters erzählt über den klösterlichen Alltag, wie die Bewohner ohne Radio, Fernsehen oder Handy dennoch über das Weltgeschehen täglich auf dem Laufenden gehalten wurden, erklärt die Kleidung der „weißen Mönche vom Kermeter“, informiert über die Klosterbetriebe, läßt hausgemachtes Gebäck und hauseigene Liköre verkosten.
Dem Besuch des Klosterfriedhofs folgt ein wieder schweigsamer Gang durch das „Paradies“, wie der Innenhof des Kreuzgangs auch genannt wird, bevor die Führung an der Klosterpforte endet.